Fallout 76 – Test

Publisher: Bethesda
Release Date: 14.11.2018
Plattformen: PS4, XBox One, PC

Fallout 76 ist ein Open-World-Rollenspiel und ein Prequel zu allen anderen Fallout-Teilen. Es spielt im Jahr 2102. Wie der Name bereits verrät, ist der Startpunkt des Spiels die Vault 76, eine der 17 Kontroll-Vaults von Vault-Tec, die nach der nuklearen Apokalypse als erste geöffnet wurden. Damit gehören wir zu den ersten Figuren, die die neue Endzeit-Welt erkunden. Im Gegensatz zu den Vorgängern ist Fallout 76 ein reines Online-Spiel mit Survival-Mechaniken und setzt voll auf Multiplayer. Gemeinsam erkunden die Spieler das Ödland und bauen dank des neuen Systems C.A.M.P. völlig frei erste Siedlungen auf. Statt in einer Gruppe kann man aber auch alleine losziehen. Um den Siedlungen anderer Spieler den Garaus zu machen, können wir überall in der Welt verstreute Atomraketensilos nutzen. Die Spielwelt ist etwa vier Mal größer als in Fallout 4, mit 40 Stunden Hauptquest. Es gibt keine menschlichen NPCs oder Dialoge im Spiel, Aufträge erhaltet ihr von Robotern und Computerterminals oder indem ihr Audio-Tagebüchern lauscht und von Überlebenden geschriebene Notizen lest.

Passable Story

Storytechnisch und inhaltlich hat das Spiel jede Menge zu bieten, sogar deutlich mehr, als ich zugegebenermaßen erwartet hätte. So erwarten euch unzählige Quests mit mal mehr und mal weniger gelungenen Geschichten. Vor allem der Haupthandlung zu folgen lohnt sich, liefert sie doch eine spannende Erzählung um die Jagd nach den verbliebenen Atomsprengköpfen und der Suche nach den Ursachen für das menschenleere West Virginia.

Auf diese Erzählweise muss man sich allerdings auch einlassen können. Wer Holobändern und geschriebenen Texten keine Beachtung schenkt, wird in den Quests nicht viel mehr als aneinandergereihte Aufgaben wie „Suche, Bringe, Töte“ sehen. Natürlich fällt dadurch auch ein wichtiger Aspekt von Rollenspielen flach: Dialoge mit Entscheidungen und Auswirkungen von Charakterwerten.

Dabei hätte es durchaus auch Gelegenheit gegeben, zumindest gelegentlich auch ein paar richtige Gespräche in das Spiel einzubauen. Denn die verallgemeinerte Sichtweise, dass Fallout 76 keine NPCs besitzt, ist so natürlich nicht ganz richtig. Es gibt lediglich keine menschlichen NPCs. Vor allem in Form von Robotern trifft man auf einige interessante Charaktere.

C.A.M.P.  und Basenbau

Seit Fallout 4 ist der Basisbau essentieller Bestandteil des Ödland-Gameplays. Fallout 76 setzt sogar noch einen drauf und rückt das eigene C.A.M.P. ins Zentrum des Spielgeschehens. Der ganze Schrott, den ihr im Ödland einsammelt, will schließlich in ein wohliges Heim verwandelt werden, in dem ihr dann noch mehr Schrott einlagern könnt.

Abseits von Quests und Gruppenspiel gibt es jede Menge zu tun. Immerhin gilt es eine gewaltige Weltkarte mit Hunderten interessanter Orte zu erkunden. Man sollte alles einsammeln, was nicht niet- und nagelfest ist. Wir brauchen schließlich Vorräte, um nicht Hunger und Durst zu leiden, unser Munitionslager will ständig aufgefüllt werden und natürlich brauchen wir Unmengen von Ressourcen für Handwerk und Basenbau.

Wirklich gezwungen, ein eigenes Lager zu errichten, ist man im Grunde nicht. Werkbänke und selbst persönliche Lagerkisten findet man in der Spielwelt immer wieder. Die Grundlage für euer neues Heim legt ihr mit dem C.A.M.P.  welches eine mobile Box ist, die ihr zum Start ins Inventar bekommt und beinahe überall in der Spielwelt aufstellen könnt, um eure Basis zu errichten. Nur in der Nähe interessanter Orte und der Camps anderer Spieler lässt sich das C.A.M.P. nicht platzieren.

Ihr solltet darauf achten, dass ihr nicht komplett ungeschützt auf offener Fläche oder zu nah an offensichtlichen Quest- und Event-Locations lagert. So verhindert ihr, dass ständig ungefragt andere Spieler und neu spawnende Gegner vorbeischauen.

Bevor ihr euer C.A.M.P. jedoch irgendwo aufschlagt, ist es ratsam die ersten Hauptquests zu erledigen. Zwar habt ihr von Anfang an Bauelemente, die jedoch später deutlich aufgestockt werden.

Skilltree und Fähigkeiten

Der Skilltree und die Fähigkeiten sind in Karten unterteilt welche man anfangs alle zwei Level und später alle fünf Level bekommt. Hierbei darf man ein Paket mit vier zufälligen Karten öffnen, die man zusätzlich zu den Karten erhält, die man über die Punkte beim Levelaufstieg bekommt. Jede Karte verfügt über eine Punkt-Zahl von eins bis fünf und auch die Maximal-Punktzahl für jede Kategorie ist limitiert. Man darf also nicht lauter Fünf-Punkte-Karten verteilen, sondern muss abwägen. Das Maximum an möglichen Punkten wurde von 10 auf 15 angehoben. Ab Level 50 erhält man beim Aufleveln keine Punkte mehr, obwohl man das eigene Charakter-Level beliebig steigern kann. So will Bethesda dafür sorgen, dass die Multiplayer-Balance nicht durch lauter übermächtige Spieler gefährdet wird.

Die Karten erhält man aber auch nach Level 50 noch. Das funktioniert über Booster-Packs, die man das ganze Spiel über regelmäßig erhält.

Technik von Gestern

Wie schon Fallout 4 und Skyrim liegt auch dem Online-Ableger die Creation-Engine zugrunde. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der inzwischen 21 Jahre alten Gamebryo-Engine, die von Bethesda bereits seit The Elder Scrolls 3: Morrowind verwendet wird.

Dass dies für ein modernes Open-World-Rollenspiel, noch dazu mit neu eingeführter Online-Komponente, nicht mehr zeitgemäß ist, zeigt sich leider sehr deutlich. Zwar wurden vor allem bei Charaktermodellen und Lichteffekten gegenüber dem Vorgänger noch ein paar Verbesserungen gemacht, aber insgesamt kann das Spiel längst nicht mehr mit ähnlichen Genrevertretern mithalten. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass häufig Objekte und Texturen erst sehr spät in ihrem vollen Umfang geladen werden.

So sieht man häufig völlig texturlose Highways, oder seltsam unförmige Flecken die wohl Felsen darstellen sollen. Objekte wie Steine, Holzstämme oder gar Gegner schweben häufig in der Luft. Das System kann bei besiegten Feinden zu seltsamen Reaktionen führen – wenn das System nicht gänzlich aussteigt und die Leiche eine Guhls schlicht in einer stehenden Haltung zurücklässt. Wirklich verrückt kann es werden, wenn unser Charakter mit voller Lebensleiste, ohne einen Gegner weit und breit, plötzlich einfach tot umfällt.

Hinzu kommt, dass trotz der betagten Optik die Performance doch arg zu wünschen übrig lässt. Kurzzeitige komplette Stillstände sind an der Tagesordnung. Nicht nur bei der Erkundung der Spielwelt, sondern auch beim Öffnen der Karte oder des PipBoy-Menüs kommt das Spiel gerne mal ins Straucheln. Neben den technischen Problemen gibt es noch genügend Bugs. Quests werden hin und wieder nicht richtig aktualisiert oder NPCs lassen sich nicht wie gefordert ansprechen. Hier hilft meist nur, den Server zu verlassen und sich neu einzuloggen. Mit Pech müssen danach allerdings bereits erledigte Questschritte erneut absolviert werden. Besonders ärgerlich, wenn man immer mal wieder unfreiwillig vom Server fliegt.

Draufhalten und dabei das Beste hoffen

Neben den Grafikproblemen wird auch in einigen anderen Bereichen deutlich, dass die Entwickler ihr bekanntes Singleplayer-Grundgerüst einfach auf ein Online-Abenteuer übertragen haben, ohne dabei zu beachten, dass mit Multiplayer teils ganz andere Anforderungen an das Spiel einhergehen. Ein deutliches Beispiel dafür ist das Kampfsystem. Bei der wir uns schlicht kraft seiner ihm zur Verfügung stehenden Waffen gegen alles verteidigt, was das Ödland zu bieten hat, wirkt es irgendwie wie aus der Zeit gefallen. Hinzu kommt, dass man es in Fallout 76 durch die Auslegung auf ein Gruppenspiel häufig mit deutlich größeren Gruppen an Gegnern zu tun bekommt. Für Spieler die lieber alleine spielen, kann das schon mal schwierig werden und in Hektik ausarten. Ohne jegliche Form eines Deckungssystems, ohne Ausweich- oder andere Defensivmanöver ist der Rückzug oft die einzige Form einer sinnvollen Verteidigung.

Hier wäre zum Beispiel ein System sinnvoll gewesen, das die Zahl der Gegner in einem Gebiet an die Zahl der Spieler in der Umgebung anpasst oder hinweise welche Gebiete erst ab einem bestimmten Level aufgesucht werden sollten. Natürlich soll das Spiel für Einzelgänger schwieriger sein, um Zusammenarbeit zu fördern. Das lässt sich aber auch erreichen, ohne den Spieler schlicht einer Übermacht entgegen zu stellen. Des weiteren solltet ihr zu Anfang stur der Hauptquest folgen und mögliche Gegner wenn es geht ignorieren. Euer Charakter kann nämlich überhaupt nichts einstecken.

Das Kampfsystem ist eine Katastrophe und hat ein gewaltiges Präzisionsproblem. Erstens dauert es eine Weile bis man ein Tutorial bekommt und das Fadenkreuz der Waffe ist zu klein, was sich besonders in der Third-Person-Ansicht bemerkbar macht. Hinzu kommt, dass mit eindeutig auf den Gegner gerichtetem Fadenkreuz keine Trefferwirkung erfolgt. Das tritt vor allem auf, wenn Gegner in Nahkampfdistanz sind. Erstaunlicherweise kann man dieses Problem etwas minimieren, indem man aus der Hüfte feuert, was eigentlich weniger erfolgsversprechend sein sollte als richtiges Zielen.

Koop mit Freunden

Ihr könnt in einem Team mit bis zu vier Freunden unterwegs sein. Nimmt jedoch einer eine Aufgabe an, muss der Rest des Teams auch die Notiz, das Audioband oder das Terminal aufsuchen. Dementsprechend sind die Quest-Gegenstände für jeden einzeln greif- und abrufbar. Euch werden auch die offenen Quests der Freunde auf dem rechten Bildschirmrand angezeigt. Spielt ihr mit euren Freunden kann diese Liste dann schon mal so weit runter reichen, dass ihr die untersten nicht mehr lesen könnt, weil sie über euren Bildschirm gehen.

Habt ihr eine Quest schon absolviert und helft eurem Freund bei der Erfüllung, erhaltet ihr keine Belohnungen mehr dafür

PvP das in die Hose geht

Fallout 76 mischt PvE und PvP.  Zunächst soll man nicht einfach jemanden aus dem Hinterhalt oder großer Entfernung erschießen können. Der erste Schuss macht kaum Schaden und ist mehr wie eine Einladung zum Kampf zu verstehen. Erst wenn man dann weiter macht und näher kommt, richtet man mehr gegen andere Spieler aus. Jedoch ist das PvP in Fallout 76 äußerst gewöhnungsbedürftig ja regelrecht unfair. Erst wenn man den Angriff eines Spielers erwidert, wird ein PvP-Kampf ausgelöst was man natürlich gewaltig ausnutzen kann. Wird man angegriffen hat man im Grunde alle Zeit der Welt, um sich vorzubereiten, in Position zu bringen und sich mit einem mächtigen Angriff einen direkten Vorteil zu verschaffen. Wer sich mit Spielern anlegt  die ein höheres Level als man selbst haben und sie besiegt, erhält man eine größere Belohnung. Wird man besiegt, erhält man wiederum die doppelte Belohnung, wenn man Rache nimmt und den Schuldigen erledigt. Zwar kann man den PvP nicht abstellen, man kann sich aber weigern, indem man nicht zurückschießt. Wird man dann getötet, erhält der Übeltäter keine Belohung. Im Gegenteil: Er wird als Mörder gesucht und erscheint für alle Spieler als roter Stern auf der Karte. Erledigt man ihn, gibt es ein schönes Kopfgeld, das der Gesuchte auch noch mit Kronkorken- die die Währung in Fallout 76 darstellen- aus eigener Tasche bezahlen muss.

Updates und Patches

Bereits für den 11. Dezember hatte Bethesda den Release eines weiteren Patches für Fallout 76 angekündigt. Dieser versprach neue Einstellungen für C.A.M.P.-Verbesserungen und die Möglichkeit, nach Stufe 50 eure Punkte neu zu verteilen. Mit dem neuen C.A.M.P.-Feature könnt ihr Bäume und andere kleinere Objekte beseitigen, um Gegenstände einfacher zu platzieren. Eine Woche später, am 18. Dezember, erscheint ein weiteres Update für Fallout 76. Im Vordergrund sollen hier die Stabilität und „andere Anliegen der Community“ stehen. Konkrete Details zu den Patch Notes nennt Bethesda zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht.

Für Anfang 2019 kündigen die Entwickler „einige spaßige Spiel-Events“ für Fallout 76 an. Die Ingame-Veranstaltungen sollen jeweils eine Woche dauern. Dabei sollen die Events jedes Mal anders sein  und öfters eine kleine Verstärkung bieten – oder eine unerwartete Veränderung des normalen Spiels. Details zu den Events dürften in den kommenden Wochen folgen.

Fazit

Fallout 76 lässt sich irgendwie nicht richtig greifen. Auf der einen Seite habe ich mich auf ein neues Fallout gefreut. Auf der anderen Seite ärgert mich der schlechte technische Zustand des Spiels wirklich sehr. Die schlechte Performance trotz durchschnittlicher Grafikqualität ist schwer nachzuvollziehen. Von einem Spiel aus dem Jahr 2018 hätte ich durchaus mehr erwartet. Besonders ärgerlich ist, wenn man immer mal wieder unfreiwillig vom Server fliegt. Außerdem gibt es kleinere Animations- und Soundbugs. Eine wirklich ausgiebige Beta- Phase sowie eine längere Entwicklungszeit hätten dem Spiel definitiv nicht geschadet. Leider kann ich deshalb keine Kaufempfehlung für diesen Titel aussprechen.

GamersChoice Wertung

Getestet: Fallout 76

Das ist es: Das etwas andere Fallout, über das die Fans nicht sehr erfreut sind!

  • Handlung
  • Grafik
  • Sound
  • Gameplay
  • Motivation
  • Multiplayer
2.4

Fazit

Fallout 76 lässt sich irgendwie nicht richtig greifen. Auf der einen Seite habe ich mich auf ein neues Fallout gefreut. Auf der anderen Seite ärgert mich der schlechte technische Zustand des Spiels wirklich sehr.

Über Deadpool 9 Artikel
Mit 16 Jahren habe ich die Welt der Videogames für mich entdeckt. Besonders große RPG´s wie Dragon Age, The Elder Scrolls, Assassins Creed, Final Fantasy oder The Witcher haben es mir angetan. Aber auch gegenüber Shootern wie Destiny oder Beat´em Up´s wie Injustice oder Dissidia bin ich nicht abgeneigt.

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